Trockenfutter

Meerschweinchen bei gesundem getreidefreiem Trockenfutter Es ist ein heiß diskutiertes Thema unter Meerschweinchenhaltern, ob man denn nun eigentlich seinen Meerschweinchen Trockenfutter geben sollte oder nicht. Dabei wird unter dem Begriff "Trockenfutter" im Allgemeinen das Futter verstanden, das man im Handel als Alleinfutter erstehen kann.

Trockenfutter - ja oder nein

Da ich natürlich, wie die meisten Tierhalter, meinen Meerschweinchen eine möglichst artgerechte Ernährung zukommen lassen möchte, habe ich mich über längere Zeit mit dem Thema "Trockenfutter - ja oder nein?" beschäftigt und mir die Argumente beider Seiten angeschaut.

Die der Trockenfuttergegner sind im Allgemeinen folgende (Genaueres dazu jeweils unter " biologischer Hintergrund"):

Die Argumente der Gegenseite beschränken sich leider immer nur auf die folgenden:

Zu Punkt eins ist zu sagen, dass es sicherlich Meerschweinchen gibt, die trotz einer nichtartgerechten Ernährung lange Zeit relativ gesund leben. Allerdings geht dies auf Kosten ihres Wohlbefindens. Und bei empfindlicheren oder anderweitig kranken Tieren kann die Ernährung durchaus das Zünglein an der Waage sein, das darüber entscheidet, ob ein solches Tier in Zukunft ein gesundes Leben führen kann oder nicht. Nicht jedes Tier ist so robust, eine unzureichende Ernährung ausgleichen zu können.
Zu Punkt zwei ist anzumerken, dass Meerschweinchen natürlich ausreichend mit Vitamin C versorgt werden müssen, dass dies aber auch ohne Weiteres durch eine entsprechende Fütterung von Vit.-C-reichem Gemüse möglich ist. Auch im Winter, wenn das Gemüse durch längere Lagerungszeiten u.ä. weniger Vitamine enthält, kann eine vernünftige Versorgung gewährleistet werden, indem man Vitamin C Tropfen verwendet. In keinem Fall sollte man für die ausreichende Vitaminversorgung in Kauf nehmen, dass die Tiere für sie ungeeignete Nahrungsmittel wie Getreide oder Melasse aufnehmen und dadurch ihren Verdauungsapparat schädigen. Zumal ja nicht einmal die Notwendigkeit besteht.

Die Argumentation oben mag sehr einseitig erscheinen, tatsächlich ist es aber so, dass ich trotz mehrfachen Nachfragens nie andere Argumente der Trockenfutterverfechter gehört habe. Falls also irgendjemand noch schlagkräftige Argumente hat, bin ich gerne bereit sie hier aufzunehmen. Das Gleiche gilt natürlich auch, wenn jemand eines der angeführten Argumente der Trockenfuttergegnerseite widerlegen kann oder noch etwas anderes zum Thema ergänzen möchte. :

Zunächst aber gehe ich erst einmal von Folgendem aus: Den Tieren zuliebe sollte auf das übliche Trockenfutter verzichtet werden. Statt dessen sollte die Enährung auf den Grundnahrungsmitteln Wasser und Heu basieren und durch Gemüse und Kräuter ergänzt werden.

Wer aber seinen Meerschweinchen trotzdem unbedingt Trockenfutter geben möchte, sollte darauf achten, dies abends zu tun. Da es sehr satt macht, werden die Tiere danach eine Weile nichts fressen wollen und legen so die Nacht über eine Verdauungspause ein. Morgens darf dann, um die Verdauung wieder in Gang zu bringen, erst einmal nur Heu gegeben werden. Gibt man in einem solchen Fall schon am Morgen Saftfutter, kann es zu schweren Verdauungsstörungen kommen.

Das läuft dann auf folgenden Futterplan hinaus (Vorausgesetzt ist, dass Heu und Wasser immer zur freien Verfügung stehen):

Wer seine Schweinchen ohne das handelsübliche Trockenfutter ernährt, braucht sich an diesen Futterplan nicht zu halten, da die Tiere die ganze Nacht über immer wieder kleine Portionen zu sich nehmen, die Verdauung also gar nicht erst aussetzt.

Die ideale Zusammensetzung

Die nachstehende Tabelle gibt an, wie die einzelnen Nährstoffe in einem guten Trockenfutter für Meerschweinchen verteilt bzw. wieviel der Vitamine und Mineralien in jeweils einem Kilogramm Futter enthalten sein sollten. Leider gibt es kein mir bekanntes Meerschweinchenalleinfutter, bei dem sich der Hersteller nach diesen Vorgaben richtet.

Rohfaser 12 - 14% Rohprotein 16 - 18%
Rohfett 3% Rohasche 6 - 7%
Vitamin A 12000 i.E./kg Kalzium 3 - 6 g/kg
Vitamin C 200 - 300 mg/kg Magnesium 1 - 2 g/kg
Vitamin D 500 - 700 i.E./kg Phosphor 2 - 4 g/kg

Was nicht hineingehört

Viele Bestandteile, die sich in so ziemlich jedem handelsüblichen Alleinfutter finden, gehören beim besten Willen nicht in den Magen eines Meerschweinchens. Dazu gehören z.B. sämtliche Getreidesorten, Nüsse, Schokolade oder tierische Erzeugnisse wie Milch oder Joghurt. Der Verdauungsapparat des Tieres ist mit diesen Inhaltsstoffen einfach überfordert.

Zucker, Honig und Bäckereiabfallprodukte sowie Mehl und verschiedene Saaten sind ebenfalls ungeeignet, da sie zu Zucker umgewandelt werden, der den pH-Wert im Darm verändert, so dass es zu Verdauungsstörungen kommen kann. Auch der pH-Wert des Urins wird kleiner. Dadurch kann es zu Blasenentzündungen und zur Bildung von Harngrieß und Harnsteinen kommen.

Zusätzlich finden sich oft pflanzliche und tierische Nebenerzeugnisse auf den Inhaltsangaben der Packungen. Worum es sich hierbei genau handelt, ist nicht nachvollziehbar, aber die Hersteller werden wissen, warum sie diese Stoffe nicht näher bezeichnen. ;)

Auch die oftmals beigefügten Vitamine könnten u.U. mehr schaden als nutzen. Bei ausreichender Fütterung von Gemüse ist der Bedarf an Vitaminen nämlich allein dadurch gedeckt, so dass die zusätzliche Anreicherung des Trockenfutters mit Vitaminen in dem Fall zu einer Vitaminvergiftung führen kann.

Eine Alternative?

Warum ist das Trockenfutter trotz allem so unveränderlich in den Köpfen der Meerschweinchenbesitzer verwurzelt? Warum verzichtet man nicht einfach darauf, wenn doch mittlerweile so klar ist, dass es zur gesunden Ernährung eines Meerschweinchens nicht beitragen kann?
Ein wesentlicher Grund ist sicher die fortwährenden Fehlinformierung angehender Schweinchenbesitzer durch Angestellte in Zoogeschäften. Hier ist man natürlich daran interessiert, den zukünftigen Tierfutterkäufer auch weiterhin zu binden, und das tut man nicht, indem man ihn zum Gemüseeinkauf in den Supermarkt schickt, sondern dadurch, dass man ihm die Vorteile des geschäftseigenen Meerschweinchenfutters anpreist.
Ein anderer Grund ist vermutlich, dass das Trockenfutter so schön sauber und einfach zu handhaben ist. Man muss sich nicht mit Heuhalmen in der ganzen Wohnung herumplagen oder Gemüse putzen und dessen übriggebliebene Reste mühsam wieder aus dem Käfig heraussammeln, damit nichts schimmelt, sondern greift kurz zum Futterpaket und schüttet ein paar Körner und Pellets in den Futternapf. Und das Ganze ist auch noch fast ewig haltbar.

Zugegeben, die gesunde Methode ist ein wenig aufwendiger als die ungesunde, aber man kann sich mit ein paar einfachen Mitteln auch hier ein wenig Bequemlichkeit schaffen, ohne dass es zu Lasten der Gesundheit unserer Meerschweinchen geht. :)


(Einigermaßen ;) ) aufgeräumte Futterecke Heuraufen

Damit Heu von den Schweinchen nicht gleich auf dem Boden zertreten und verschmutzt wird, gibt man es am Besten in Heuraufen. Hier können sich die Tiere jederzeit bedienen und das Heu bleibt sauber. Außerdem fliegt nicht soviel davon in der Wohnung herum.
Allerdings macht den Meerschweinchen ein großer Heuhaufen in der Mitte des Geheges oder Auslaufs so viel Spaß, dass ich persönlich in den meisten Fällen auf einen heuhalmfreien Teppich verzichte. Bei uns gibt es Raufen und Haufen... Falls auch du deinen Schweinchen so eine "Heuparty" spendieren willst, vergiss die Kamera nicht. Du wirst sie brauchen. ;)


Gemüsespieße

Im Tierhandel gibt es sogenannte Gemüsespieße zu kaufen. Auf diese Spieße wird, wie der Name schon vermuten lässt, Gemüse gesteckt, und dann hängt man das Ganze in einer erreichbaren Höhe für die Schweinchen auf.
Diese Spieße haben gleich drei Vorteile. Zum einen bringen sie die Meerschweinchen dazu, sich zu bewegen und sich zu beschäftigen. Desweiteren kommt das Gemüse nicht mit dem Kot oder Urin der Tiere in Kontakt; Für die nötige Hygiene ist also auch gesorgt. Und schließlich bleiben übriggebliebene Reste im Allgemeinen auf dem Spieß und werden von den Tieren nicht im gesamten Gehege verteilt, so dass man nachher auf die Suche gehen müßte.


Getrocknetes

Wer sagt, dass man in Sachen Trockenfutter auf die handelsüblichen Sorten beschränkt sein muss? Wer seinen Meerschweinchen ein gesundes Trockenfutter anbieten möchte, der kann es auch ganz einfach selbst mixen. Dabei verzichtet man sinnvollerweise auf Schädliches wie Getreide und Melasse und verwendet nur für Meerschweinchen unbedenkliche Nahrungsmittel.
Ein Rezept dazu habe ich auf der Website Unsere Rasselbande gefunden, wo es übrigens noch viele andere interessante Informationen zum Thema Meerschweinchen gibt. Ich verwende dieses Rezept in verschiedenen leicht abgewandelten Formen, und die Schnuten lieben

Man braucht dazu:

Die Zutaten zu dieser Mischung bestelle ich im Internet. Mittlerweile gibt es sogar fertiges getreidefreies Meerschweinchenfutter zu kaufen bzw. kann man es nach Wunsch mischen lassen. Die Links dazu findest du auf meiner Linkseite . Wer Kräuter selbst trocknen möchte, sollte darauf achten, dass die Pflanzen mindestens 6 Wochen lang trocknen, bevor sie den Meerschweinchen gegeben werden. Außerdem sollte man sich in diesem Fall sehr gut mit Pflanzen auskennen und nur geeignete Sammelstellen ansteuern. Kräuter sollten nicht an Straßenrändern gepflückt werden und auch nicht dort, wo viele Hundebesitzer mit ihren Hunden entlanggehen.